Erotik 

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Der Thrill der Erotik

Die Griechen nannten den geflügelten Gott der Liebe »Eros«. Die Verbindung von Eros mit der schönen Psyche wurde zum Symbol für den Gleichklang von Körper und Seele. Wenn heute von »Erotik« gesprochen wird, meint man im allgemeinen alle auf Liebe gerichteten, sinnlichen und seelischen Empfindungen und Verhaltensweisen. Erotik beinhaltet also sexuelle Lust und die Fähigkeit, sich hinzugeben und sich zutiefst berühren zu lassen. Erotik und Sexualität sind demnach nichts Gegensätzliches, sondern gehören zusammen. Das sexuelle Erleben allein, das von tieferen seelischen Empfindungen abgeschnitten ist, darf nicht Erotik genannt werden. Aber Erotik ist nicht gleich Erotik. In der Auffassung dessen, was unter Erotik zu verstehen ist, gibt es Unterschiede innerhalb der verschiedenen Kulturen und Epochen.

Abgesehen von diesen historischen und kulturellen Unterschieden stellt sich Erotik im Zeichen des Unterschiedes dar: Frauen und Männer suchen nach Gemeinsamkeiten und überwinden dabei jene Eigentümlichkeiten und Besonderheiten, die den Unterschied zwischen ihnen ausmachen. Noch nie zuvor in der Geschichte haben Frauen und Männer so ernsthaft versucht, einander zu verstehen, wie heute. Damit das gelingt, ist es notwendig, auch jeweils in die Rolle des anderen zu schlüpfen, sich in den anderen hineinzuversetzen. Die Optik, in der sich die Liebenden an der Jahrtausendwende präsentieren, spiegeln das Bemühen, die Distanz zwischen den Geschlechtern zu überwinden: Männer verwenden Kosmetika und haben lange Haare. Frauen tragen Hosen und Kurzhaarschnitte.

Einerseits ist es das glühende Verlangen Liebender, die bestehende Distanz und jeden Unterschied aufzuheben und im Liebesakt buchstäblich »eins« zu werden. Andererseits macht ausgerechnet der »gewisse« Unterschied den »Thrill« im erotischen Spiel aus. Noch vor ein paar Jahren durfte man nicht offen sagen, dass der Gegensatz des männlichen und weiblichen Prinzips der Kern der erotischen Spannung ist. Inzwischen hat man erkannt, dass die Vision einer geschlechtlichen Nivellierung nur eine verständliche Folge der jahrtausendelangen Herrschaft des Mannes war, die zu groben Benachteiligungen der Frau geführt hatte. Um diese Benachteiligung auszugleichen, ist es Gott sei Dank nicht mehr notwendig, auf einer Verwischung der Unterschiede zwischen Frau und Mann zu beharren, die jeder Alltagserfahrung widerspricht.

 

In den letzten Jahren konnte sich die Auffassung der Gleichwertigkeit von Frau und Mann soweit durchsetzen, dass geschlechtliche Unterschiede ohne der Herrschaft des einen Geschlechtes über das andere akzeptiert werden können. Der Soziologe und Philosoph Francesco Alberoni meint, dass »erhabene Erotik die Erweiterung der eigenen Erotik und dabei gleichzeitig die Identifikation mit der Erotik des anderen, also die Fähigkeit sei, sie in sich aufzunehmen. « Wer fähig ist, sich auf die unbekannte Erotik des anderen einzulassen, der eben »anders« ist, besitzt den Schlüssel zu einer Erlebnisform, die mit dem Oberflächenreiz der technischen Sexualität nichts zu tun hat.

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